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Klaus Böldl: Der Atem der Vögel
Stille. Farben der Landschaft. Regenbogen. Moosflecken auf der Terrasse. Wie Klaus Böldl dies alles beschreibt, ist beeindruckend. Wenn ein Ast bricht und wie ein Peitschenknall klingt. Wie sich das Graugelb des Winters in wenigen Tagen in ein leuchtendes Smaragdgrün verwandelt. »Ein Grün, das demjenigen, der zum ersten Mal hier ist, noch nachts vor dem Einschlafen auf der Netzhaut flimmert.« Wie die Moosflecken die Karte eines fernen Archipels darstellen. »Worüber denken Vögel nach […]? […] Er mag es vielleicht, da zu sein.« Seit zwei Jahren lebt Philipp auf den Färöer Inseln. Er ist Mitte dreißig. Ein Einzelgänger. Er lebt mit der Krankenhausärztin Johanna und deren Tochter Rannvá zusammen. Die Beziehung zu Johanna ist angespannt, die zu Rannvá liebevoll. Sie ist ein phantasievolles, sensibles, neugieriges Kind. Ihr erklärt er die geheimnisvollen Phänomene des Windes, der Natur, der Vögel, des Regenbogens. Als Mutter und Tochter nach Dänemark zu ihrer Familie fliegen, bleibt Philipp allein zurück. »Meine Gewohnheiten sind ganz vom Alleinsein bestimmt, nicht von den Menschen.« Er beginnt eine Wanderung über die Inseln, die ihn immer tiefer in die Natur führt. Er beobachtet, erinnert sich, dadurch angeregt, an seine Kindheit. An seinen Freund Simon, der eines Tages – sie waren fünfzehn Jahre alt – verschwunden bleibt und an den er nun immer häufiger denken muss, so als könnte er noch auf der Welt sein, womöglich ganz in seiner Nähe. »Die Grashalme stehen friedlich, dicht und unbeirrbar zusammen, und manchmal blinkt ein darüber hinwegschwebendes Insekt […]« So schwebt das Buch wie ein ganz leichter Traum, umhüllt uns Leser und lässt uns verzaubert zurück.